Geschichte Pfarre Sankt Jakob
Die Pfarre Sankt Jakob gehört zur Diözese Graz - Seckau in Österreich.
Die Pfarre Thal wird erstmals 1322 urkundlich erwähnt. Sie wurde von der Mutterpfarre Gratwein aus gegründet und ist seit 1607 dem Zisterzienser-Stift Rein - Hohenfurt inkorporiert. Das Stift Rein - Hohenfurt ist das Älteste kontinuierlich von Mönchen bewohnte Zisterzienserkloster (der Orden der Zisterzienser wurde 1099 von Robert von Molseme in Citaux gegründet). Mönche aus Rein waren bis auf kurzzeitige Unterbrechungen bis 1987 als Seelsorger in Thal tätig. Ursprünglich befand sich die Pfarrkirche in der Burg Unterthal. Sie war dem Hl. Apostel Jakobus geweiht, dem Patron der Wallfahrer und Reisenden. 1772 wurden die Pfarrrechte von der inzwischen verfallenen Pfarrkirche, in eine nahegelegene Kapelle, die dem heiligen Sebastian geweiht war, übertragen. Diese Kapelle (vermutlich auf einem Pestfriedhof) war ursprünglich aus Holz und wurde 1739 in einen Steinbau ohne jeglichen Zierrat umgewandelt.
Sie bekam mit der Übertragung der Pfarrechte den Hl. Apostel Jakobus als Kirchenpatron. Seither wird die Thaler Kirche im Volksmund "Jakobus-Kirche" genannt.
Die alte Pfarrkirche war für die rasch wachsende Bevölkerung zu klein geworden. Aus diesem Grund wurde in der Zeit zwischen 1992 (Grundsteinlegung am 23.Mai) und 1994 (Kirchweihe durch Johann Weber am 15. Mai) die Pfarrkirche erweitert und neu gestaltet.
Eine neue Kirche entsteht
Thal bei Graz ist eine westliche Nachbargemeinde der steirischen Landeshauptstadt Graz. Im Pfarrgebiet wohnen etwa 2300 Menschen. Die ehemals rein bäuerliche Gemeinde Thal wuchs seit den 1960iger Jahren sehr rasch. Als Folge dieses starken Zuzugs aus der Stadt wurde die damalige Kirche zu klein.
Die ersten Bemühungen für einen Neubau der Kirche wurden in den 1970iger Jahren gestartet. Das dabei erarbeitete Projekt wurde aber im Bautenplan der Diözese weit nach hinten gereiht, nicht zuletzt auf Grund der nicht ausreichenden finanziellen Mittel, welche die Pfarre selbst aufbringen sollte. 1987 war es aber dann so weit, die Pfarre Thal war endlich "an der Reihe" mit einer neuen Kirche ausgestattet zu werden; das Warten hat sich gelohnt.
Die Planung und Bauaufsicht wurde dem Diözesanarchitekten Dr. Manfred Fuchsbichler übertragen. Das mit ihm erarbeitete Konzept sah einen hohen Arbeitsanteil der Bevölkerung vor. Dies geschah mit mehreren Zielen: Aktivierung noch nicht integriertet Pfarrmitglieder, Bildung von Interessensnetzwerken über die gemeinsame Arbeit, Steigerung der Identifizierung mit der neuen Kirche und letztlich noch mit der Minderung der finanziellen Aufwendungen der Pfarre und damit auch der Kosten für die Bevölkerung.
Die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten bewirkte schließlich, dass alle Ziele erreicht wurden, ganz automatisch ohne Steuerung. Des weiteren konnten die traditionell guten Beziehungen zur evangelischen Gemeinde in Thal vertieft werden, eine aktive Ökumene entstand.
Prof. Ernst Fuchs
Ernst Fuchs wird am 13. Februar 1930 als einziges Kind von Maximilian und Leopoldine Fuchs in Wien geboren. Vater und Großvater sind jüdischen Glaubens. Er wird aber als 12 jähriger römisch katholisch getauft.
Sein Studium beginnt er 1945 an der Akademie der Bildenden Künste unter Professor Albert Paris von Gütersloh. Bereits 1948 erfolgt die Gründung der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus" zusammen mit Wolfgang Hutter, Arik Brauer, Rudolf Hausner und Anton Lehmden.
Internationale Erfahrung sammelt Ernst Fuchs als er 1952 für zwölf Jahre nach Paris geht. Reisen nach Amerika, Italien, Spanien und England sind dann die Folge. Erste große Museums- und Einzelausstellungen.
1957 zieht sich Ernst Fuchs für Monate in das Kloster "Dormitio" in Jerusalem zurück und beginnt dort seine monumentale "Abendmahl"- Darstellung im Refektorium. Als international anerkannter Maler kehrt er in seine Heimatstadt Wien zurück.
1972 kauft er die Villa Wagner in Wien-Hütteldorf und beginnt mit der Restaurierung und Gestaltung. Es folgen auch Arbeiten für Film und Bühne. Weiter Reisen nach Spanien und Portugal . Philosophische Dichtungen und Essays, wie auch Schallplattenaufnahmen mit Gesängen von Ernst Fuchs erweitern sein künstlerisches Schaffen.
1992 beginnt er mit den Arbeiten an der Jakobuskirche in Thal bei Graz. Dort entsteht die erste, im Phantastischen Realismus architektonisch gestaltete Kirche.
1994 erfolgt dann die Einweihung dieses Gesamt - Kunstwerkes. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet er immer wieder an seinen Bildern in der Kirche um sie noch ausdrucksvoller zu gestalten.
Bauwerk Kirche
Das Konzept des Architekten Dr. Manfred Fuchsbichler sah einen Erweiterungsbau unter Einbeziehung der alten Kirche, die als Sakraments- und Taufkappelle dienen soll, vor.
Dr. Fuchsbichler konnte Prof. Fuchs, einen namhaften Vertreter der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus", für die künstlerische Ausgestaltung der Kirche gewinnen. Für Prof. Fuchs ist das, nach eigenen Angaben, sein größtes sakrales Bauwerk.
Der Künstler beließ es aber nicht bei der künstlerischen Ausgestaltung, sondern erweiterte das gesamte architektonische Konzept im Sinne eines Gesamtkunstwerkes:
"Man muss schon von weitem erkennen: Dies ist ein heiliger Ort. Wo auch immer die Augen hin blicken, muss es etwas zu sehen geben."
Der Gedanke der Pilgerschaft (St. Jakob) beinhaltet letztlich auch das "Himmlische Jerusalem", den Ort der zukünftigen Erlösung.
"Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herab kommen, sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. ... Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird ihn ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. ...Ihre Mauer ist aus Jaspis gebaut und die Stadt ist aus reinem Gold, wie aus reinem Glas. Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit edlen Steinen aller Art geschmückt. (Offb 21,2-3 und 18-19)
All dies kommt zum Ausdruck in der mannigfaltigen Symbolik, die als wesentliche Elemente den Stein (irdischer Pilgerweg) und den Kristall (Himmlisches Jerusalem) enthalten. Prof. Fuchs ist immer noch an den Bildern in der Kirche tätig: "Sie sind dann fertig, wenn ich fertig bin!"